
Villach unter Beobachtung: Kriminalität, Polizeieinsätze und die dunklen Seiten der Stadt
Villach, die zweitgrößte Stadt in Kärnten, gilt vielen als beschaulicher Ort zwischen Bergen und Seen. Doch hinter der idyllischen Fassade eines beliebten Ausflugs- und Wohnorts zeigen sich in letzter Zeit auch vermehrt die Schattenseiten des urbanen Lebens: Kriminalität, Drogenmissbrauch, illegale Prostitution und Menschenhandel nehmen laut Polizei- und Medienberichten spürbar zu. Zwei aktuelle Polizeieinsätze verdeutlichen exemplarisch, womit sich die Sicherheitsbehörden der Stadt konfrontiert sehen.
Trafikraub am helllichten Tag – Festnahme im Bordell
Ein 35-jähriger Mann aus Kärnten betrat mitten am Tag eine Trafik unweit des Landeskrankenhauses Villach. Vermummt und bewaffnet bedrohte er eine Angestellte mit einer Pistole und forderte Bargeld. Nachdem er das Geld an sich genommen hatte, floh er zu Fuß. Die Polizei reagierte umgehend, richtete Straßensperren ein und startete eine großangelegte Fahndung.
Wichtige Hinweise kamen aus der Bevölkerung: Mehrere Zeugen hatten den Mann auf seiner Flucht beobachtet. Noch am selben Abend wurde er in einem bekannten Bordell im Stadtgebiet festgenommen. Er war stark alkoholisiert und in einem emotionalen Ausnahmezustand. Die Vernehmung wurde dadurch verzögert. Die Polizei geht derzeit nicht von einem geplanten Raubzug aus, sondern von einer Tat im Affekt, begangen unter Einfluss von Alkohol und persönlicher Krisensituation.
Fünftägige Schwerpunktaktion gegen illegale Prostitution
Fast zeitgleich fand eine umfassende Kontrollaktion in Villach und Klagenfurt statt, koordiniert vom Landeskriminalamt Kärnten in Zusammenarbeit mit mehreren Polizeieinheiten und dem Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl. Ziel war es, illegale Prostitution, Menschenhandel und Verstöße gegen gesundheitsrechtliche Vorschriften aufzudecken.
Insgesamt wurden zehn junge Frauen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren festgenommen. Sie stammen aus Rumänien und Ungarn und wurden nach der Überprüfung ihrer Aufenthalts- und Arbeitssituation in ihre Heimatländer abgeschoben. Laut Behörden verstießen sie gegen das Kärntner Prostitutionsgesetz sowie gegen das AIDS-Gesetz und das Geschlechtskrankheitengesetz.
Loverboy-Methode vermutet
Ein besonders beunruhigender Verdacht erhärtete sich im Laufe der Ermittlungen: Mehrere der festgenommenen Frauen könnten Opfer der sogenannten „Loverboy-Methode“ geworden sein. Bei dieser Taktik geben sich Menschenhändler als liebende Partner aus, um Vertrauen aufzubauen, bevor sie die Betroffenen in die Prostitution drängen.
Die jungen Frauen glauben oft, freiwillig zu handeln, obwohl sie emotional und wirtschaftlich manipuliert und ausgenutzt werden. Viele von ihnen gaben finanzielle Not als Grund für ihre Tätigkeit an. Laut Polizei befanden sich mutmaßliche Zuhälter in unmittelbarer Nähe, organisierten Kundentermine und überwachten die Frauen.
Zwei Fälle sind derzeit noch Gegenstand laufender Ermittlungen. Die Polizei geht von einem größeren internationalen Netzwerk aus, das nicht nur in Kärnten, sondern auch in anderen Bundesländern aktiv sein könnte.

Villach: Eine Stadt zwischen Tourismus und Verdrängung
Obwohl Villach wirtschaftlich stabil und touristisch attraktiv ist, bestehen seit Jahren soziale Brennpunkte. Die Innenstadt wird zunehmend von Drogenszene und Beschaffungskriminalität belastet. Lokale Unternehmer und Anwohner beklagen steigende Diebstahlszahlen, Sachbeschädigungen und aggressive Bettelei. Besonders in den Abendstunden mehren sich Berichte über Unsicherheitsgefühle.
Auch die sogenannte „Straßenprostitution“ hat in den Randgebieten zugenommen, was nicht nur ein Sicherheitsproblem darstellt, sondern auch das Stadtbild belastet. Oft agieren die Beteiligten im Verborgenen, zum Teil in leerstehenden Gebäuden oder improvisierten Unterkünften.
Die Stadtpolitik versucht gegenzusteuern. Mit mehr Lichtanlagen, verstärkter Videoüberwachung und verstärkter Polizeipräsenz will man das subjektive Sicherheitsgefühl stärken. Doch Experten betonen, dass es vor allem sozialpolitische Ansätze braucht: Mehr Aufklärung, Hilfe für Aussteigerinnen aus der Sexarbeit, Unterstützung für suchtkranke Menschen und bezahlbarer Wohnraum für sozial Schwache.
Wie sicher ist Villach wirklich?
Statistisch gesehen liegt die Kriminalitätsrate in Villach unter dem österreichischen Durchschnitt. Doch die Zahl schwerwiegender Delikte, wie Einbrüche, Sexualdelikte und Drogendelikte, ist laut Polizei in den letzten Jahren leicht angestiegen. Besonders auffällig ist dabei die Zunahme von Delikten im Zusammenhang mit organisierter Kriminalität, wie Menschenhandel und bandenartig organisierter Prostitution.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Cyberkriminalität, die besonders ältere Menschen trifft. Betrugsmaschen am Telefon oder im Internet führen zu hohen finanziellen Schäden. Hier arbeitet die Polizei intensiv an Aufklärungskampagnen.
Villach steht also an einem Scheideweg. Einerseits ist die Stadt lebenswert, modern und dynamisch, andererseits zeigen aktuelle Entwicklungen, dass auch in kleineren urbanen Räumen komplexe Probleme entstehen können. Die Kombination aus starker Tourismusbranche, transnationalem Personenverkehr und sozialer Ungleichheit schafft Angriffsflächen für Kriminalität aller Art.

